Österreich und die Digitalisierung

Steffen Lange im Interview
„Zukunft MarTech“

Laut dem EU-Digitalisierungsindex stagniert Österreich auf Platz 10. Willkommen bei Teil 2 unseres ausführlichen Gesprächs mit Steffen Lange – Country Leader Salesforce Austria zum Thema Zukunft MarTech.
Was muss getan werden, und wo stehen wir wirklich? Sie erfahren hier ein paar Antworten.

Warum kommt Österreich nicht voran und was muss getan werden, um im Ranking zu steigen?

Digitalisierung im Vormarsch

Gerade Länder wie Österreich und Deutschland, die in Sachen Digitalisierung im Mittelfeld liegen, erleben derzeit einen regelrechten Innovationsschub – auch weil kein Weg daran vorbeiführt. Kleine wie große Unternehmen haben erkannt, dass der Ausbau ihrer digitalen Infrastruktur maßgeblich für den wirtschaftlichen Erfolg und die Kundenbindung ist und vor allem neue Geschäftsmodelle ermöglicht. Wir alle haben im digitalen Zeitalter vor allem einen Job: Kunden zu begeistern. Das ist der Dreh-und Angelpunkt der digitalen Transformation für alle Unternehmen – vom Bäcker über den Druckmaschinenhersteller bis hin zum Mobilitätsdienstleister und der öffentlichen Hand. 

Österreich braucht eine Digitalisierung entlang der Wertschöpfungskette, um die Wertschöpfung im Land zu halten. Neue Technologien sind in der Vergangenheit noch zu zögerlich implementiert worden. Das bremste die Digitalisierung erheblich. 

Rad nicht neu erfinden

Dabei ist ganz wesentlich: Wir müssen das Rad in Österreich nicht neu erfinden. Die Anpassungsbereitschaft von Unternehmen und die Fähigkeit, neue, digitale Systeme zu implementieren, sind heute der Schlüsselfaktor für den Erfolg. Unternehmen wenden sich in dieser Zeit an Salesforce und fragen uns um Rat zur Digitalisierung. Sie wenden sich nicht nur aufgrund unserer Technologie an uns, sondern auch in Hinblick auf unsere Best Practices was Unternehmenskultur und -werte betrifft. Wir sind der Trusted Digital Advisor für alle Branchen in Österreich, insbesondere für den Mittelstand. 

USA versus Europa: Kann Europa den großen US-Tech-Giganten die Stirn bieten oder ist Europa in puncto Wettbewerbsfähigkeit noch zu schlecht aufgestellt? 

Mut und Risikobereitschaft

Österreichische Unternehmen, Start-Ups und Hochschulen brauchen den Vergleich nicht scheuen. Mit etwas mehr Mut und Risikobereitschaft, wären wir auch weiter vorn bei der Digitalisierung. Bereits jetzt liegt Österreich im Index für digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) mit Platz 10 im oberen mittleren Bereich. Im Bereich „Digitale öffentliche Dienstleistungen“ schneidet Österreich sogar überdurchschnittlich gut ab. Die heimische Verwaltung gehört zu den fortschrittlichsten der Welt.  

Bei der Digitalisierung profitiert Österreich von frühen Weichenstellungen und einer konsequenten Strategie. Wichtig ist, dass wir gute Rahmenbedingungen schaffen, Gründungen müssen schneller gehen und Start-ups müssen besser unterstützt werden, auch durch erfahrene Manager, die sie begleiten, coachen und vertrieblich Türen öffnen. Im Bereich Künstliche Intelligenz laufen viele Gründungen, der universitäre Gründerservice INiTS hat sich seit seiner Gründung 2002 als der High-Tech Business Inkubator der Stadt Wien und einer der besten akademischen Inkubatoren weltweit etabliert. Im Hochschulbereich gibt es ebenfalls nennenswerte Initiativen und eine beeindruckende Gründerszene.  

Green Tech Valley

Und auch in punkto grüner Technologien ist Österreich ganz vorne dabei: Das Green Tech Valley liegt im Süden Österreichs und gilt international als der Hotspot für Klimaschutz-Technologien und Kreislaufwirtschaft. Hier initiiert der Green Tech Cluster Wachstum durch Innovation. Innerhalb des Clusters gestalten rund 250 Unternehmen und Forschungseinrichtungen die grünen Lösungen der Zukunft. Mit 20 globalen Technologieführern innerhalb einer Fahrstunde bildet der Standort eine der höchsten Unternehmenskonzentrationen dieser Branche.  

Durch fast zwei Jahre Pandemie haben sich nun auch viele kleinere Betriebe von den Pluspunkten der Digitalisierung überzeugen lassen und diese im Arbeitsalltag teilweise fest verankert – der Skepsis ist ein Wille zur Veränderung gewichen. KMUs haben erkannt, dass sie den digitalen Absprung schaffen müssen, um nicht auf der Strecke zu bleiben und die Konkurrenz vorbeiziehen zu lassen. Das schnelle und mittelfristige Ziel sollte es daher sein, die digitale Infrastruktur auch in den aktuell noch oft unterversorgten ländlichen Regionen bestmöglich voranzutreiben. Ein kontinuierlicher, flächendeckender Ausbau ist für den Wirtschaftsstandort Österreich eine Investition in die Zukunft: Nur mit einer leistungsfähigen digitalen Infrastruktur kann es eine Chancengleichheit in allen Regionen geben. 

2 große Outtakes

Daten sind der Schlüssel zu Wachstum und besseren Kundenerfahrungen.
Das Rad muss nicht neu erfunden, sondern mit Mut und Risikobereitschaft genutzt werden.

An dieser Stelle noch einmal vielen Dank für die interessanten Zukunftseinblicke und das Gespräch.

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